Dann wiederum finde ich gesellschaftliche Schubladen echt zum K****n. Warum müssen wir im 21. Jahrhundert überhaupt noch in einem System leben, in dem Geschlecht auf irgendeine Weise Grund für Ungleichbehandlung von Menschen ist? Geschlecht ist nicht mit Körperteilen und Organen gleichzusetzen, also sprecht einfach von Körperteilen und Organen, wenns darum geht. (“Ich mag es nicht, sexuelle Dinge mit Menschen zu tun, die X haben.” – “Er/sie/… hat eine Gebärmutter und ich nicht, also wird er/sie/… unser Kind austragen.”) Geschlecht ist nicht aus Verhaltensweisen und Aussehen herleitbar, also hört auf, daraus Erwartungen herzuleiten. (“Sie packt ja richtig mit an, ungewöhnlich für eine Frau – ein waschechtes Mannsweib.” – “Ein Mann trägt doch keinen Rock! So was!”) Ich persönlich leite Hobbys, Verhalten, Kleidungsstil etc.pp. nicht aus meinem Geschlecht ab. Ich bin einfach ich. Ich muss nicht bestimmte Dinge tun, weil ich mich besonders männlich fühlen will, und könnte nichts benennen, wodurch ich mein Mannsein besonders definiere oder auslebe. Eins muss wohl dazu sagen, dass ich in vielen Punkten nicht “unmännlich” genug bin, damit dies meinem Umfeld stark auffällt. Auch ein privilege von mir. Aber in mir drin brauche ich die Kategorie Geschlecht einfach nicht, um ich zu sein. Insofern passt das Label agender auf mein Geschlecht. Die Labelvariante “WTF-gender” finde ich auch sehr nett, weil sie humoristisch ausdrückt, wie wenig ich mit Geschlecht(sklischees) anfangen kann. Ein Teil von mir würde Geschlecht und ein paar andere Konstrukte unserer Gesellschaft, deren Freiheit teilweise im Grundgesetz verankert ist, gerne komplett abschaffen. Aber diesen Teil halte ich aus Respekt vor meinen Mitmenschen unter Kontrolle. ☺